Die Rheinbreitbacherin Heidi Wunner holte bei den 40. Deutschen Meisterschaften der Tischtennissenioren in Erfurt gleich zwei Titel. Dabei schaffte sie im Einzelwettbewerb zum ersten Mal in ihrer langen Karriere den Sprung ganz oben aufs Treppchen. Mit nur einem einzigen Satzverlust im gesamten Turnierverlauf sicherte sie sich im starken Teilnehmerfeld in der Klasse Ü-80 überlegen die Einzelmeisterschaft. Auch im Mixed zeigte die Rheinbreitbacherin eine herausragende Leistung und gewann an der Seite von Siegfried Lembke vom brandenburgischen Tischtennisverband ebenfalls den Deutschen Meistertitel.
Am Start in Erfurt waren fast 500 Teilnehmer in den unterschiedlichen Altersklassen, die sich über die Turniere bei den Landesverbänden qualifiziert hatten. Darunter zahlreiche ehemalige Bundesliga- und Nationalmannschaftsspieler. Aufgrund des großen Teilnehmerfeldes wurde an drei Tagen gleich in zwei Hallen gespielt.
Bereits in den Gruppenspielen unterstrich Heidi Wunner eindrucksvoll, dass mit ihr im Einzel zu rechnen war. Mit nur einem verlorenen Satz gegen Anita Kück vom Hessischen Tischtennisverband gelang ihr nicht nur die souveräne Qualifikation für die Hauptrunde, darüber hinaus verschaffte sie sich auch gehörigen Respekt im Kreis der Titelanwärter.
Und die Konkurrenz zeigte sich beeindruckt vom Spiel der Rheinbreitbacherin, die in den vergangenen zehn Jahren immer mit einer Medaille von den Deutschen Meisterschaften zurückgekehrt war und 2014 im Damen-Doppel und ein Jahr später im Mixed auch schon mal ganz oben auf dem Treppchen stand. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass es läuft“, so Wunner, die mit ihrem variantenreichen und schnellen Spiel ihre Gegnerinnen schier zur Verzweiflung brachte. Und ihren Lauf nutzte sie bis zum Finale, das sie ebenso wie ihre langjährige Konkurrentin Lore Eichhorn vom baden-württembergischen Tischtennisverband ohne Satzverlust in der Hauptrunde erreichte. Beide standen sich bereits im Finale 2017 gegenüber. Damals musste sich die Rheinbreitbacherin knapp geschlagen geben.
Wer nun erneut ein Endspiel auf des Messers Schneide erwartete, hatte die Rechnung ohne Wunner gemacht. Nur im ersten Satz, den sie nervenstark mit 11:9 zu ihren Gunsten entschied, konnte Eichhorn Paroli bieten und das Spiel offen gestalten. Danach setzte sich zunehmend die druckvolle Spielweise der Rheinbreitbacherin durch, die in den beiden folgenden Sätzen nichts mehr anbrennen ließ und freudestrahlend als Siegerin und Deutsche Einzelmeisterin die Platte verließ.
„Irgendwie grenzt dieses Ergebnis schon an ein kleines Wunder“, freute sich Heidi Wunner nach ihrem ersten Einzeltitel bei Deutschen Meisterschaften. Und damit lag sie nicht ganz falsch. Denn vor Jahresfrist hatte sich die Spielerin des SV Rheinbreitbach schwer verletzt und es drohte sogar das Ende der Tischtenniskarriere. „So wollte ich dann doch nicht aufhören“, erzählt Wunner, die sich mit eiserner Disziplin und unzähligen Trainingsstunden langsam wieder in Form brachte und in der Schlussphase der Punktspielrunde dann sogar maßgeblich am Aufstieg der zweiten Mannschaft des SVR beteiligt war.
Nach einem ähnlich souveränen Durchmarsch wie im Einzel sah es an der Seite von Siegfried Lemke – früherer 104-facher DDR-Nationalspieler – zunächst auch im Mixed-Wettbewerb aus. Ohne Satzverlust gelang der Durchmarsch bis ins Endspiel. Dort wartete mit Lore Eichhorn und Andreas Bernhauer dann allerdings ein Duo, dass den Siegeszug der Beiden stoppen wollte. Nach einem mit 11:4 deutlich verlorenem ersten Satz zitterten sich Wunner/Lemke in der Verlängerung mit 12:10 zum Satzausgleich, um im dritten Durchgang erneut in Rückstand zu geraten. Mit einem 11:8 und 11:4 gelang nach spannenden Ballwechseln in den letzten beiden Sätzen dann doch noch die Wende. „Ein Spiel, das richtig Spaß gemacht hat und uns wirklich alles abverlangt hat“, zeigte sich Heidi Wunner nach dem Erfolg erleichtert und freute sich über den zweiten deutschen Meistertitel.
„Heidi Wunner ist einfach ein Phänomen“, gratulierte Rheinbreitbachs Bürgermeister Roland Thelen ebenso wie SVR-Vereinspräsident Michael Schneider und Tischtennis-Abteilungsleiter Klaus Riddering im Rahmen einer kleinen Feierstunde in der Hans-Dahmen-Halle nach der Rückkehr aus Erfurt. „Wir sind stolz darauf, in unserem Ort nicht nur eine zweifache deutsche Meisterin zu haben, sondern auch eine so sympathische und engagierte Sportlerin, die Rheinbreitbach weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt macht“, so Thelen. Typisch Heidi Wunner: Nach der Ehrung ging es gleich wieder an die Platte. Schließlich warten bei den Europameisterschaften Anfang Juli in Budapest die nächsten Herausforderungen. Und ganz aussichtslos ist das Unterfangen hier für die Rheinbreitbacher Sportlerin auch nicht.