Auch zwei Jahre Corona-Pause haben nichts daran geändert: Die Rheinbreitbacherin Heidi Wunner gehört bei den Tischtennis-Senioren in Europa weiter zu den Top-Spielerinnen in ihrer Altersklasse. Nur wenige Wochen nach ihrem Titelgewinn im Einzel und Doppel bei den Deutschen Meisterschaften, gelang ihr bei den Europameisterschaften im italienischen Rimini erneut ein Husarenstück. Zusammen mit der Essenerin Ruth Schneider sicherte sie sich im Doppel den Sieg und verteidigte damit erfolgreich ihren Titel von 2019. Damit nicht genug. Auch im Einzel kletterte die Ausnahmesportlerin des SV Rheinbreitbach aufs Podest und gewann die Bronzemedaille.
Knapp 3.000 Teilnehmer aus 42 Ländern waren nach der zweijährigen Corona-Zwangspause am Start in Rimini. Mit rund 850 Startern stellte Deutschland wie schon in den Jahren zuvor und noch vor Gastgeberland Italien das größte Kontingent. Gespielt wurde in Altersgruppen ab 40 Jahren.Am Start waren wie immer bei solchen Turnieren auch jede Menge ehemalige Nationalspieler oder Spieler aus den höchsten Ligen der jeweiligen Länder.
„Nach der langen Wettkampfpause wusste eigentlich keiner, wo er genau steht“, so Heidi Wunner, die in der Klasse Ü 80 mit ihren 83 Jahren mittlerweile zu den „Älteren“ gehört. „Da wir in Rheinbreitbach unter den strengen Corona-Regeln in der letzten Saison den Spielbetrieb weiterführen konnten und nicht wie in einigen anderen Bundesländern eine Zwangspause einlegen mussten, hatte ich glücklicherweise gegenüber anderen einen kleinen Wettkampfvorsprung.“
Und der machte sich bezahlt. Gleich im ersten Doppel der Gruppenphase wartete mit Herta Meinard und Eva Svecova aus Österreich und Tschechien eine echte Bewährungsprobe auf das deutsche Duo. Nach einer 2:0 Satzführung kamen ihre Gegnerinnen immer besser ins Spiel und schafften den Satzausgleich. Auch der entscheidende fünfte Durchgang war lange Zeit offen. „Am Ende haben wir dann wieder deutlich risikobereiter gespielt“, so Wunner, „und den Satz knapp mit 11:8 für uns entschieden.“
Besser lief es dann in der Hauptrunde. Im Halbfinale ließ das deutsche Doppel gegen die dänisch/französische Kombination Else Roennov/Elisabeth De Benque D‘Agut von Beginn an keine Zweifel aufkommen, wer als Sieger die Platte verlassen würde. Am Ende stand ein glatter Dreisatzerfolg, der Heidi Wunner nach 2019 erneut ins Endspiel brachte. Hier warteten mit der Engländerin Sally Bax und ihrer Partnerin Magret Dignum alte Bekannte gegen die Wunner zuvor bei zahlreichen internationalen Wettkämpfen in den verganfenen Jahren mit wechselndem Erfolg gespielt hatte. Wunner/Schneider setzen die Engländerinnen von Beginn an unter Druck und waren, bis auf einen kleinen Wackler im zweiten Satz, das deutlich überlegene Doppel. „Auch wenn es ganz zum Schluss noch einmal etwas enger wurde, ist es unseren Gegnerinnen nie gelungen, ihr Spiel durchzubringen“, freute sich Heidi Wunner nach dem verdienten 3:1 Sieg, mit dem die erfolgreiche Titelverteidigung gelang.
Auch in der Einzelkonkurrenz lief für Wunner zunächst alles nach Wunsch. Mit einem klaren 3:0 Sieg startete sie in der Gruppenphase gegen die Dänin Else Roennow, um sich mit einem weiteren souveränen Dreisatzerfolg gegen die Schweizerin Jirina Bozenicar ohne Mühe für die Hauptrunde zu qualifizieren. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten und einigen leicht vergebenen Bällen fand Heidi Wunner in ihrerViertelfinalbegegnung gegen die Niederländerin Dolly Ten Geuzendamm dann ihren Rhythmus und siegte am Ende souverän mit 11:9, 11:4 und 11:7.
„Was bis dahin so toll lief, war dann im Halbfinale gegen Michelle De Santa Barbara wie abgerissen“, ärgerte sich die Rheinbreitbacherin. „Ich bin mit dem Spiel der Französin überhaupt nicht zurechtgekommen. Auf alles, was ich gemacht habe, hatte sie die bessere Antwort.“ Am Ende stand eine klare 3:0 Niederlage, über die sich Wunner indes nur kurz ärgerte, zumal der Gewinn der Bronzemedaille schon vor der Begegnung feststand. „Ein dritter Platz im Einzel und der Titel im Doppel sind fantastische Erfolge, die ich vor Beginn der Turnierwoche in Italien nicht erwartet hätte“, zog sie eine mehr als zufriedene Bilanz.
Um gleich die nächsten Herausforderungen ins Visier zu nehmen. „Jetzt hoffe ich nur, dass ich gesund bleibe, um im kommenden Januar bei den Weltmeisterschaften in Muscat im Oman teilnehmen zu können“, so die sympathische Sportlerin des SVR, die mittlerweile ihre Titel bei Deutschen- und Europameisterschaften schon gar nicht mehr zählen kann. „Ich müsste einmal genau durchrechnen, wie oft ich dort jetzt schon auf dem Treppchen stand“, lacht Wunner. Eines allerdings weiß sie genau: „Bei den Weltmeisterschaften hat es noch nie geklappt. Das wäre für mich ein absoluter Traum.“